Selbstbewusst im Einsatz

Jennifer Stelling aus Brunsbüttel ist Feuerwehrfrau aus Leidenschaft

Rund 60 Mitglieder zählt die Ortsfeuerwehr Brunsbüttel. Ganze vier von ihnen sind Frauen. Eine aus diesem Quartett ist Jennifer
Stelling. Vor fünf Jahren besuchte sie ihrem Freund zuliebe einen Übungsabend. Heute möchte sie „ihre“ Feuerwehr
nicht mehr missen. Jennifer Stelling macht sich insbesondere für den weiblichen Feuerwehrnachwuchs stark. Schrill heult die Sirene
über das Werksgelände des Kernkraftwerks Brunsbüttel. Nur wenige Sekunden später geht in der Wohnung von Feuerwehrfrau
Jennifer Stelling der Pieper los. Die Nachricht auf dem neongrünen Display ist beunruhigend: „Verpuffung im Traforaum des Atommüll-Zwischenlagers.
Eine vermisste Person.“

Ab jetzt ist Jennifer Stelling im Automatik-Modus. „Schuhe, Jacke, Wohnungsschlüssel – und schnell los zur Wache“,
sagt die junge Feuerwehrfrau. Sie lacht, wird aber im nächsten Moment nachdenklich. „Ich habe aber auch jedes Mal Herzklopfen und Bauchgrummeln,
weil ich nie weiß, was mich da erwartet.“ Der Einsatz am Zwischenlager ist glücklicherweisenur eine Übung. Als ausgebildete
Atemschutzgeräteträgerin muss Jennifer Stelling gemeinsam mit ihrem Truppmann Christopher Andrée in das verrauchte Gebäude, um die vermisste

Person zu retten. Bereitsnach drei Minuten sind die beiden Feuerwehrleute wieder draußen – mit dem Übungsdummy in den Armen.
„Die Übung lief gut“, sagt Jennifer Stelling zufrieden, „insbesondere dafür, dass mein Truppmann das erste Mal dabei war. Er hat
es super gemacht.“ An ihre eigenen Anfänge bei der Feuerwehr Brunsbüttel kann sie sich auch noch sehr gut erinnern. „Komm doch einfach
mal mit“, forderte sie ihr Lebensgefährte und ebenfalls leidenschaftlicher Feuerwehrmann Marcel Rehberg (24) auf.
Jennifer Stelling zögerte. „Ich dachte, dass ich als Frau nicht für voll genommen werde.“ Die gelernte Pflegeassistentin wurde
aber so herzlich und selbstverständlich aufgenommen, dass sie blieb. Fünf Jahre schon. Jahre, die ihr Leben umkrempelten. „Ich war früher eine
ganz Schüchterne“, sagt Jennifer Stelling grinsend. Spätestens als Truppführerin hätte sie aber lernen müssen, auch selber mal die Marschrichtung anzugeben. Ihre Augen blitzen herausfordernd und sie beginnt zu lachen. „Mittlerweile bin ich total selbstbewusst geworden.“

Auf ihre Ausbildung zur Brandschutzerzieherin ist Jennifer Stelling besonders stolz.
Sie drückte dafür eine Woche lang an der Landesfeuerwehrschule in Harrislee die Schulbank und darf nun Kindern beibringen,
wie man beispielsweise einen Notruf absetzt. Ganz bewusst zeigt sich die 23-Jährige den Kleinen auch in ihrer
Atemschutzausrüstung. „Sonst denken sie im Ernstfall, dass ein Alien auf sie zukommt und rennen womöglich weg.“ Das größte
Staunen erlebt die junge Feuerwehrfrau allerdings immer wieder beim Abnehmen ihrer Atemschutzmaske. „Die Kinder
sind total überrascht, dass plötzlich eine Frau vor ihnen steht“, sagt Jennifer Stelling amüsiert. „In den Bilderbüchern
gibt es offenbar nur Feuerwehrmänner.“ Nicht selten würde sie dann von Mädchen hören: „Wenn du bei der Feuerwehr bist, wollen wir da auch
hin.“ Eine gute Entscheidung, wie Jennifer Stelling findet. Und das auch noch nach fünf Jahren Dienstzeit.

Die Feuerwehr habe ihr Leben komplett verändert sagt Jennifer Stelling strahlend. „Ich hab damals genau die richtige Entscheidung getroffen.“

Quelle Brunsbütteler Zeitung
Von Svenja Engel