3929 Klicks für „Super Teil, super geil“

Freiwillige Feuerwehren erscheine zunehmend im Netz.

Simon Hilpert, Kameramann und Stimme im Feuerwehrclip, über die Wirkung der Imagefilme.

Sie verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und erhielten viele Klicks: Die „Cold Water Challenge“-Videos.

Kürzlich gerieten Freiwillige Feuerwehren landesweit wegen der feucht-fröhlichen Spaß-Videos in die Kritik. Auch die Wehren am Standort Brunsbüttel waren bei der Challenge mit von der Partie.

Doch weitaus mehr Klicks erhielten sie für ein anderes Video. „Super Teil, super geil“ setzt Geräte aus dem Feuerwehralltag in Szene und parodiert Friedrich Liechtenstein.

SimonHilpert (34), Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Brunsbüttel ist einer der Ideengeber, Kameramann und Stimme im Video. Er erzählt, was er von Imagefilmen bei der Feuerwehr hält.

Herr Hilpert, wie kamen Sie auf die Idee zu diesem etwas anderen Videodreh?

Das Video war als Alternative zu einem Vortrag anlässlich unseres 25. Jubiläums gedacht. Wir wollten etwas über die technische Hilfeleistung erzählen. Die Feuerwehr unterscheidet ja zwei Tätigkeiten, die Brandbekämpfung
und die technische Hilfeleistung. Über das Video „SuperGeil“ kam der Gedanke auf „Super Teil“. Und so ist die
Idee gewachsen, das Video umzundichten, das man aus der Edeka-Werbung kennt.

Und wie kam das an dem Abend an?

Sehr gut. Selbst Leute die diese Werbung nicht kannten fanden das Video gut und witzig. Meine Befürchtung war: Wer das Original nicht kennt, der kann ja die ganzen Gags nicht verstehen. Doch dann war die Nachfrage da, wann wir denn das Video online stellen wollen.

Kürzlich gerieten die Freiwillgen Feuerwehren landesweit wegen ähnlicher Videos in die Kritik.
Auch Brunsbüttel hat bei der„ ColdWaterChallenge“ mitgemacht, richtig?

Das stimmt und das hört gar nicht mehr auf. Die Feuerwehr Brunsbüttel hat’s gemacht, die Feuerwehr Brunsbüttel Ort, das ist eine andere Ortswehr, die auch zur Gemeindefeuerwehr Brunsbüttel gehört, die Jugendfeuerwehr hat’s gemacht und die Löschgruppe Süd hat’s auch schon gemacht.

Sind diese Imagefilme, die auf der Videoplattform Youtube im Internet veröffentlicht werden,
ein neuer Trend bei der Feuerwehr?

Eigentlich fing das schon vor einigen Jahren an, das Feuerwehren plötzlich einen sogenannten Imagefilmmachten, um das Leben eines freiwilligen Feuerwehrmanns dazustellen: In ihrer Freizeit beim Rasenmähen und dann kommt ein Einsatz. So funktionieren die meisten Imagefilme, die einfach Werbung machen sollen, um neue Mitglieder zu gewinnen.

Gilt das auch für das „Supergeil,super Teil“-Video?

Mitgliederwerbung war eigentlich gar nicht die Intension bei unserem Film. Einige sagten aber: Mensch, das ist ja fast ein Imagefilm. Obman sich aber als junger Mensch angesprochen fühlt, deswegen zur Feuerwehr zu gehen, das weiß ich nicht. Eine Reaktion auf die Kritik an den „Cold Water Challenge-Videos“ war aber: Das zeigt Kameradschaft.

Wie bewerten Sie selbst die Kritik des Landesfeuerwehrverbands, die „Cold WaterChallenge“-Aktionen hätten bedenkliche Ausmaße mit erheblichen Gesundheitsrisiken angenommen?

Meine persönliche Meinung ist: Der Hinweis ist absolut notwendig gewesen, um vielleicht manche Feuerwehren wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Die Feuerwehrunfallkasse ist der Träger bei Unfällen. Wenn da nun was passiert, ist das keine Feuerwehrtätigkeit. In dem Fall würde die Kasse nicht zahlen. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann ist die Meinung des Feuerwehrverbandes, dass es ein Imageschaden entstanden sei.

Im Internet wurden die Filmclips tatsächlich tausendfach angeklickt. Das „Cold Water Challenge“-Video der
Feuerwehr Brunsbüttel Ort hat bis heute 2762 Klicks erzielt. Das „Super Teil, super geil“-Video wurde sogar schon 3929 mal abgespielt. Wie erklären sie sich den Erfolg?

Ich glaube diese Filme funktionieren, weil sie den Humor ansprechen. Es gibt auch Imagefilme von anderen Feuerwehren, die eher an das Gewissen appellieren. In Richtung: Stell dir vor es brennt und keine Freiwillige Feuerwehren erscheinen zunehmend im Netz: Simon Hilpert, Kameramann und Stimme im Feuerwehrclip, über die Wirkung der Imagefilme. Und die das eher bedrückende Gefühl hinterlassen: Oh Mensch, gut das es die Feuerwehr gibt.

Halten Sie solche erklärenden Videos als Imagefilme für wirksamer?

Nein, beides hat seinen Reiz. Wer nichts mit der Feuerwehr zutun hat, der will sich solche Aufklärungsvideos nicht ständig angucken und sehen, was das alles für stille Helden sind, weil sie zu jedem Unfall und jedem Feuer fahren.

In„Super Teil,supergeil“ haben sie einen ganz klaren Fokus auf die Geräte gesetzt. Liegt darin vielleicht ein
Mehrwert des Videos?

Ja, das denke ich schon. Das Video zeigt einen Verkehrsunfall. Verkehrsunfälle sind nie nett auch wenn es nur Blechschaden ist. Wir haben den Fokus auf die Technik gelegt. Wir wollten in keinster Weise, dass der Eindruck entsteht, dass da ein Opfer oderGeschädigte sind.Deshalb haben wir bewusstdarauf verzichtet, indem Unfallauto eine Person oder eine Puppe zu zeigen.

Und wie sind sie praktisch vorgegangen?

Vom Aufbau her haben wir uns am Originalvideo orientiert, das Ganze später zusammengeschnitten und nachvertont. Hatten Sie denn jemanden, der sich mit filmischen Mitteln auskennt? Darum haben wir uns ganz am Schluss Gedanken gemacht. Es kam dann letztendlich dazu, dass wir eine gute Fotokamera verwendet haben. Die haben ja mittlerweile eine Videofunktion in HD. Bei Regen haben wir uns eine Plastiktüte über den Kopf gezogen. Das war anfangs schon sehr improvisiert. Wir haben einen Nachmittag und einen Vormittag gedreht.

 

Das Interview führte Kerstin Asmussen, Mitglied Kreisredaktion Norddeutsche Rundschau